Titel: Barbara! Der Senf ist alle!
Projekt: E-Book
Kundin: Barbara Moutarde
Leistungen: Schreibbegleitung, Lektorat
Titel: Barbara! Der Senf ist alle!
Projekt: E-Book
Kundin: Barbara Moutarde
Leistungen: Schreibbegleitung, Lektorat
[…] Es beginnt schon damit, dass ich beschwingt die Treppen nach oben nehme und mir auf dem Flur eine freundlich lächelnde Dame entgegenkommt.
„Sind Sie Frau Moutarde?“ – „Sind Sie Frau Schatz?“
So ist gleich schon das Eis – das es gar nicht gab – gebrochen. Ich folge ihr in ihr ziemlich tristes Büro. Auffallend schön sind jedoch die Fotos an der Wand: wunderschöne Landschaftsaufnahmen mit Tiefenwirkung, eine Nahaufnahme von einem Feldhasen, Felder im Morgennebel. Alle schön auf Leinwand aufgezogen. Ganz besondere Bilder.
„Sie sind ja gut gelaunt“, sage ich erleichtert und erfreut zu ihr.
„Ja. Sehen Sie sich um. Hier sitze ich acht oder neun Stunden am Tag. Da brauche ich gute Laune.“
Recht hat sie. Aus allem das Beste machen. Toll. Wer das schafft in einer behördenähnlichen Umgebung wie hier, der muss es drauf haben, sich gute Bilder in den Kopf zu setzen. Ich bin sehr wach und gespannt, was noch passieren wird. Der Start war ja schon sehr gut.
„Ich habe mich gewundert, dass Sie mich eingeladen haben. Ich habe doch bereits mit Ihrer Kollegin zu diesem Thema gesprochen“, sage ich.
„Oh, habe ich da etwas übersehen?“, antwortet sie und durchsucht ihre Datenbank.
„Macht nichts. So haben wir uns auch mal kennengelernt. Ich erzähle Ihnen gerne, worum es mir geht“, gebe ich zurück und fange an zu erzählen. Ich berichte, wie sich alles entwickelt hat seit der Trennung. Ich bin ganz locker und entspannt.
Zwischen uns entwickelt sich ein unfassbar tolles Gespräch. Wir sprechen über Wendepunkte im Leben. Wie schmerzhaft sie sind und welch große Chance gleichzeitig darin steckt, wenn man sie erkennt und zur Weiterentwicklung nutzt. Frau Schatz ist selbst nicht getrennt.
„Sind Sie glücklich?“, traue ich mich, sie direkt zu fragen. „Irgendwie schon, wenn es auch nicht mehr die Schmetterlinge im Bauch sind. Mein Mann und ich haben viel miteinander erlebt und Krisen gemeistert. Das verbindet uns. Vor ein paar Jahren gab es dennoch einen Wendepunkt in meinem Leben. Ich stand in der Küche. Meine Hände steckten im Hackfleisch und mir sind nur noch die Tränen runtergelaufen. So ging es nicht mehr weiter. Ich habe mir dann einen Fotoapparat geschnappt, der in der Küche rumlag. Ich bin raus in die Natur gegangen und habe einfach Fotos gemacht von allem Schönen, was ich gesehen habe.“
Oh, wie toll ist das denn? Mit der Kamera das Schöne gesucht, gefunden und festgehalten, denke ich.
„Schauen Sie“, sie zeigt auf die Fotos an der Wand, „diese Fotos habe alle ich gemacht.“
Ich bin baff. Ist das nicht unglaublich? Hände im toten Fleisch steckend, heulend, fängt jemand an, seine Leidenschaft zu leben. Sie besitzt inzwischen eine der besten Kameras, die es auf dem Markt gibt. Ihre Fotos sind umwerfend. Noch kann sie nicht davon leben. Und ich bin sicher, dass sie das eines Tages tun wird, wenn sie es möchte. So viel Begabung, Herz, Lebenserfahrung und Mitgefühl will raus in die Welt.
Zum Abschluss unseres Gesprächs sagt sie: „Machen Sie sich keine Gedanken. Ich regele alles. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.“ Am liebsten würde ich sie zum Abschied in den Arm nehmen. Das traue ich mich jetzt noch nicht. Vielleicht beim nächsten Mal. […]
© 2024 Katharina Frier-Obad